1988 Tokyo:
In einem geheimen Labor werden Versuche mit parapsychologisch begabten Kindern durchgeführt. Doch alles geht schief. Eines der Kinder gerät außer Kontrolle und nur der Abwurf einer Atombombe über dem Gebiet verhindert schlimmeres. Doch dabei wird ganz Tokio zerstört, was den dritten Weltkrieg nach sich führt.
2019 - 31 Jahre später
Die Welt ist grad dabei sich von den Folgen des Weltkrieges zu erholen.
In der riesigen Metropole Neo-Tokyo herrscht eine ständiger Kampf zwischen Regierung und einer Revolutionsbewegung, die besonders unter den Studenten eine breite Anhängerschaft aufweist und immer wieder Demonstrationen abhält und Anschläge verübt.
In diesen desaströsen Zuständen interessieren sich Kaneda und Tetsuo, zwei 16jährige Motorradfreaks und Gangmitglieder, eher wenig für Politik. Eines Nachts, als sie sich grad mal wieder eine wilde Verfolgungsjagd mit einer feindlichen Bande liefern, rennt Tetsuo ein kleiner Junge mit entstelltem Gesicht vor die Maschine und provoziert so einen Unfall. Der Junge war eigentlich war mit einem Mann auf der Flucht, der aber kurz vorher erschossen wurde und wird vom Militär verfolgt. Grad als Kaneda und die anderen Tetsuo zu Hilfe kommen wollen tauchen die Soldaten auf und nehmen den kleinen Jungen und Tetsuo mit, während Kaneda und die anderen von der Polizei verhaftet werden.
Am nächsten Tag lernt Kaneda auf der Polizeiwache die junge Kai kennen, die zu den Aufständigen gehört und die er als Mitglied seiner Bande ausgibt um sie mit raus zu schleusen. Wie sich zeigt haben sie beide durchaus gemeinsame Ziele, denn das Labor in dem Tetsuo gefangen gehalten wird, ist dasselbe aus dem auch der kleine Junge geflohen war und in dem die Regierung noch immer heimlich Experimente an Kindern vornimmt.
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Katsuhiro Otomos Meisterwerk "Akira" ist wohl bis heute der für den Westen maßgebendste Animetitel und immer noch einer der bekanntesten und beliebtesten.
Basierend auf seinem gleichnamigen Manga konnte Otomo in der boomenden Animebranche der späten 80er Jahre einen ganzen Pool aus Firmen zur Unterstützung dieses Projektes gewinnen und am Ende auf ein Budget und ein verfügbares Produktionsteam bauen, dass selbst für die sehr großzügigen damaligen Verhältnisse herausragend war.
Was am Ende dabei herauskam ist bis heute so ziemlich das Beste was je an japanischem Zeichentrick das Licht der Welt erblickte.
Die Geschichte des Film erzählt dabei nicht nur einen spannenden Verschwörungsthriller rund um geheime Regierungsexperimente an wehrlosen Kindern, sondern kämpft gleich an zahllosen Fronten, von der Freundschaft Kanedas und Tetsuos und den verdeckten Spannungen die in ihr liegen, über die aufständigen Studenten, religiöse Fanatiker und Untergrundkämpfer, die alle ihre Hoffnungen auf etwas setzen von dem sie doch gerade einmal den Namen kennen, vom ziel- und planlosen Leben der desillusionierten Jugend an vergammelten Schulen, dessen Höhepunkt nächtliche Gewaltorgien mit anderen Banden sind, bis hin zur Gier nach Macht und wie selbige einen von innen auffressen und am Ende, hier ganz bildlich, in ein groteskes Monster verwandeln kann, wenn sie einem langsam immer mehr der Kontrolle entgleitet.
Das eine derart vollgepackte Geschichte am Ende ein homogenes Ganzes bildet und nicht völlig überladen in die Knie geht ist nicht leicht zu bewerkstelligen, "Akira" schafft es aber trotzdem mit Leichtigkeit all seine Komponenten zu einem stimmigen Ganzen zu bündeln und alles dann auch noch richtig schmissig in Szene zu setzen, mit jeder Menge atemberaubender Action und immer auch mit ein bisschen Witz. Überhaupt ist Otomo ja bekannt für seine ausgedehnten Zerstörungsorgien, einer Symphonie aus zerberstendem Beton, sich verbiegendem Stahl und jeder Menge Dampf und Qualm. Einer Leidenschaft die er auch hier frönt und die Akiras Finale für jeden Anhänger bombastischer Action wohl unvergesslich machen dürfte, und all das wohlgemerkt aus einer Zeit vor "Independence Day" und Hollywood Konsorten.
Im Gegensatz zu denen wird die Action bei Akira aber nie zum reinen Selbstzweck, sondern die Story ist und bleibt das Zentrum der Aufmerksamkeit und mit ihr die Fragen die sie stellt nach größenwahnsinnigem Allmachtstreben, überheblicher Wissenschaftsarroganz und idiotischem Mitläufertum. Grandios z. B. die Szene in der zahllose Menschen Tetsuo folgen weil sie ihn für Akira halten und so sehenden Auges mitten ins Verderben rennen.
Doch dürften nicht nur die philosophischen und sozialen Fragen der Geschichte für den Erfolg des Film verantwortlich sein, ein nicht zu unterschätzender Punkt dürfte sicher auch die Cyberpunk typische Erzählperspektive des jugendlichen Helden sein. Denn wie in vielen Genrewerken, so sind es auch bei Akira die abgehängten Unterschichtkids die als Sympathieträger stellvertretend für uns gegen tyrannische Autoritäten, gefühl- und skrupellose Systeme und überhaupt gegen eine Welt zu Felde ziehen, die immer mehr von einem verlangt aber immer weniger an einen zurückgibt, bzw. in der man sowieso schon völlig abgehängt und abgeschrieben ist. Eine Thematik die Heute ja eigentlich mehr ziehen dürfte als jemals zuvor. Wo bleibt also das große Cyberpunk Revival?
Aber zurück zu "Akira" und zum letzten großen Punkt warum gerade dieser Anime eine so herausragende Stellung im Genre einnimmt.
Wie bereits gesagt war es gelungen für die Produktion einen ganzen Pool aus namenhaften Unternehmen zu gewinnen und damit verbunden entsprechend großzügige Ressourcen. Das Ergebnis war eine optische Präsentation die selbst heute noch so manche Produktion in den Schatten stellen kann und für die weder Kosten noch Mühen gescheut wurden. War es sonst üblich in Filmen durch viele Kamerafahrten über reine Standbilder, lediglich minimal animierte Sequenzen, in denen sich z. B. lediglich die Münder der Figuren bewegten, oder auch dem mehrfach verwenden von Szenen möglichst günstig und mit wenig Aufwand Laufzeit zu schaffen, so war man bei "Akira" in der glücklichen Position sich alle Freiheiten herausnehmen zu können und aus jeder einzelnen Szene das beste zu machen.
Die Animationen wurden mit möglichst vielen Einzelbildern so flüssig wie möglich umgesetzt und generell die ganzen Umgebungen mit Leben gefüllt. Auf den Straßen sind jede Menge Menschen unterwegs und es gibt zahlreiche Massenszenen und auch darüber hinaus bewegt sich eigentlich immer irgendwo irgendetwas, was seinen absoluten Höhepunkt freilich im gigantischen Finale findet in dem kein Stein auf dem anderen bleibt. Die Szene von Tetsuos Transformation ist heute legendär und wurde u. a. in einer Southpark Episode zitiert.
Das einzige was mich optisch ein bisschen an "Akira" stört sind die Designs mancher Figuren, um genauer zu sein die der beiden wichtigen weiblichen, Kai und Kaori die etwas sehr maskulin wirken. Besonders auffällig ist dies in der Szene im Gefängnis, wenn Kai und Kaneda die selbe orange Kleidung tragen und sich schon sehr ähneln.
Sicher ist das keine Frage von "schlecht gearbeitet" sondern einfach eine des Stils des Künstlers, aber ich finde es etwas schade, wo man doch ansonsten beim Design so ein gutes Händchen hatte, wie ja nicht zuletzt die Motorräder beweisen, von denen allen voran Kanedas roter Flitzer schon fast eine Ikone ist.
Man sieht schon, Klassikerszenen und Ikonendesigns, "Akria" hat einfach in vielen Bereichen Kultstatus erreicht und am meisten in seiner Gesamtheit als hervorragender Cyberpunk Anime.
Zu recht bis heute ein Türöffner für Anime im Westen und ein Meilenstein des Genres bleibt "Akira" immer noch einer der ersten und besten Anlaufpunkte für Cineasten die es mal mit dem oft verrufenen japanischen Zeichentrick versuchen wollen und für alle Otakus unersetzliches Pflichtprogramm.
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