Ein kleiner Junge klettert, trotz Warnung seiner Freunde, auf eine Strommast. Der Schweiß rinnt ihm über das Gesicht und da passiert es. Ein Lichtbogen baut sich auf und 80.000 Volt rasen durch seinen Körper.
Er überlebt, doch ein Teil seines Gehirns ist irreparabel beschädigt. Er wird aggressiv und kampfeslustig. Da man ihn nicht unter Kontrolle bekommt steckt man ihn in eine Klinik und versucht es mit Elektroschocks. Zwischendurch hat er die Chance seine Spannung beim Boxen abzulassen, aber auch hier kann er sich nicht beherrschen und wird zurück in die Klinik gebracht. Erst mit der Musik und seiner E-Gitarre findet er den passenden Blitzableiter für sich. Immer neue, brachiale Riffs prügelt er aus dem Instrument.
Seinen Beruf findet er als Reptiliendetektiv, er steht nämlich nicht nur ständig unter Strom, sondern kann auch mit Reptilien kommunizieren, und nennt sich Dragon Eye Morrison..
Doch er ist nicht der einzige schräge Vogel in der Stadt.
Thunderbolt Buddha ist Stromkastenreparateur und selbsternannter Verbrechensbekämpfer. Er sieht in Dragon Eye ein Feind und lockt ihn mit einem gefälschten Auftrag außer Haus. Dann tötet er all seine Tiere und zerstört seine Gitarre. Nur eines nimmt er mit um Dragon Eye anzulocken. Als der nach Hause kommt rastet er völlig aus und begibt sich, bis in die Haarspitzen geladen, auf die Suche nach Thunderbolt. Als die beiden letztendlich aufeinander treffen kommt es zum finalen Kampf der beiden Giganten.
Dragon Eye Morrison vs. Thunderbolt Buddha.
Lets get ready to rumble.
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Mit "Electric Dragon 80.000 Volt" schafft Regisseur Sogo Ishii einen schrillen und rasanten Kurzfilm, der wohl als ehestes an einen Comic erinnert. Ich weiß leider nicht ob dem ganzen nicht eventuell sogar einer Zugrunde lag, wundern würde es mich jedenfalls nicht, denn das Comichafte ist im Film immer präsent. Am deutlichsten wird das bei den immer mal wieder erfolgenden Schrifteinblendungen. Aber auch so ist das ganze einfach total überdreht und "out of this world". Wenn Dragon Eye wie wild auf seiner Gitarre rumschrammelt und Thunderbolt in seinem seltsamen "Geheimversteck" sitzt und am PC arbeitet, dann sieht das aus wie frisch vom Panel geholt.
Und auch sonst wird so einiges geboten und vor allem gern mal experimentiert.
So begleiten wir Dragon bei seiner Suchen nach verschwundenen Reptilien meist aus der Froschperspektive einer sehr tief geführten Kamera, die quasi wie eine Eidechse durch die Straßen und Gassen zu kriechen scheint. Oder wir sehen Thunderbolt auf irgend welchen Dächern stehen während die Kamera scheinbar schwerelos um in kreist.
Dazwischen gibt es immer wieder Aufnahmen von Antennen, Sendemasten, Leuchtreklamen und Kabeln. Strom und Wellen in der ganzen Stadt.
Zum finale hin wird es dann richtig wild. Die schon vorher immer mal wieder eingesetzten, recht guten Effekte, werden hier aufgefahren wie Perlen an einer Schnur. Überladen wie eine Gewitterwolke lässt der Film sie dann in einem großen Feuerwerk auf den Zuschauer los.
Erwähnenswert ist auf jeden Fall auch noch die Sequenz am Anfang, die einen kurzen Abriss über die Entwicklung von der einfachen Faust, über primitive Schlagwerkzeuge, bis hin zur modernen Handfeuerwaffe gibt. Sehr nice.
Allerdings muss ich auch sagen, dass der Film sich zur Mitte hin, trotzt seiner kurzen Laufzeit, doch etwas in die Länge zog. So richtig rasant wurde es eigentlich erst wieder als Dragon und Thunder sich das erste mal begegneten. Und auch die Musik dürfte den Film für viele eher ungenießbar machen. Wildes Gitarrengeschrammel ist nun wirklich nicht jedermanns Sache und wer schon bei Jimmy Hendrix Ohrenschmerzen bekommt, der ist bei Electric Dragon völlig falsch. Da hilft dann eventuell nur noch Ton abdrehen. ^^'
Auch die Story darf sich nicht wirklich rühmen. Erklärt wird eigentlich gar nichts. Motivation sucht man bei den Charakteren vergebens. Warum will Thunder eigentlich gegen Dragon kämpfen? Eine der vielen Fragen auf die der film sich nicht gemüßigt sieht eine Antwort zu geben. Hier regiert deutlich die coole Optik und die rasante Darstellung über den Inhalt.
Dennoch bleibt Electric Dragon für mich ein sehenswerter Film, der mit seiner stylischen Inszenierung und jeder Menge cooler Bilder aufwartet. Sicher nichts zum immer und immer wieder sehen, aber zumindest einmal kann man sich schon dran wagen. Den auch wenn er kein Meisterwerk ist, steckt doch einiges an gelungener Arbeit darin.
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