In Japan herrscht das Rockfieber. Rockbands sind gefragt wie nie und alles schreit nach eigenen Bands aus dem eigenen Land. Eine solche ist Speed Way. Johnny der Sänger, Nakajima der Gittarist und Songschreiber, Toshi am Bass und Mamezo der Drummer. Gerade haben sie ihren ersten Hit gelandet. Ihre Single "Drive with the Devil" schafft es sogar in die Top 50. Doch der kommerzielle Erfolg will sich nicht so recht einstellen. Zudem ist Nakajima immer mehr unzufrieden mit der Art von Musik der sie machen. Während Johnny ihn dazu drängt doch weitere Songs wie "Drive with the Devil" zu schreiben und überhaupt, sich auch vom Style her mal etwas mehr dem gängigen Rockklischee anzupassen, träumt Nakajima vom freien und uneingeschränktem Leben und Schaffen eines echten Rockmusikers. Unterstützung erhält er dabei von einer alten Collegefreundin, die ihn schon von Beginn seiner Musikerlaufbahn an beeinflusst und ihm auch seine erste Bob Dylan Platte geschenkt hat.
Doch die Plattenfirma will Erfolge sehen und Iwamoto, ein alter Bekannter von Nakajima, startet gleichzeitig mit seiner Band GOD durch und erklimmt sogar Platz 3 der Charts.
Da erscheint Nakajima plötzlich ein Geist, den er als Bob Dylan identifiziert. Dieser führt ihn von da an und begleitet ihn durch Höhen und Tiefen.
Der weg zum wahren Rock ist steinig und voller Versuchungen und nicht jeder schafft es ihn erfolgreich zu bewältigen.
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"Iden & Tity" ist das Regiedebüt von Tomorowo Taguchi, bekannt als Hauptdarsteller aus Shinya Tsukamoto's Experimentalfilm "Tetsuo - The Iron Man". Taguchi, der früher selbst in einer Punkband namens Bachikaburi gesungen hat, tat sich mit den beiden ehemaligen Going Steady Mitgliedern Mineta Kazunobu und Nakamura Shido (die im Film die Rollen des Johnny und des Nakajima übernahmen) zusammen und den Manga seines guten Freundes Jun Miura zu verfilmen.
Eine Hommage auf die 80'er Jahre Rockwelle und ein Statement dafür sich treu zu bleiben.
Dementsprechend bekommt es die Band im Laufe der Geschichte auch mit all den Verlockungen zu tun, die der Weg zum Starruhm so zu bieten hat. Geldgierige Plattenbosse wollen weiche Popsound und angepasste Lyrics die sich verkaufen. Reporter ohne Ahnung von der Materie wollen einen in Images und Schubladen zwängen. Eltern verteufeln die Anwandlungen ihre Sprösslinge und wollen doch das etwas "ordentliches" aus ihren Kindern wird. Geld und Groupies korrumpieren und verführen zu Hemmungslosigkeit und bringen einen dazu abzuheben. Und auch der Zeitgeist macht einen so schnell einen Strich durch die Rechnung. Was gerade noch "in" war ist plötzlich nicht mehr gefragt.
Bei all dem sich selbst treu zu bleiben und seine Identität zu bewahren ist ein schweres Stück Arbeit. Hilfreich zur Seite stehen Nakajima dabei seine alte Freundin und Liebe und der Geist.
Mit ersteres verscherzt er es sich aber auch, durch seine Groupies und wilde Herumvögelei, was den Film noch um eine Liebesgeschichte bereichert. Nur der Geist ist immer da. Als ein manifestiertes schlechtes Gewissen hat er für jede Situation die rechte Textstelle aus einem Bob Dylan Song parat.
Die Geschichte ist dabei fast klassisch. Die unbekannte Band landet plötzlich einen Hit und wird berühmt, kommt damit nicht so ganz zurecht, es gibt immer mehr Probleme und alles droht zu scheitern. Ich glaube so läuft fast jeder Bandfilm ab. Auch die Liebesgeschichte ist da obligatorisch. Dennoch hat "Iden & Tity" etwas besonderes. Eine gewisse Liebe für die Rockmusik, die der Film einfach glaubhaft vermittelt. Am wichtigsten durch die Rolle des Bob Dylan Geistes (der selbst übrigens leugnet Bob Dylan zu sein), der immer mit einem Zitat zur Hand ist, die so passend eingesetzt werden das man einfach merkt das hier ein Dylanfan seine Finger im Spiel hat. So was kann man nicht einfach mal aus irgendwelchen Archiven ziehen. Eine weitere derartige Szene ist der letzte TV-Auftritt von Speed Way. Nakajima hat ja immer so einen gewissen Marc Bolan Touch, aber wie er sich hier bewegt, wie er den Kopf neigt und von unten ins Mikrofon singt, das ist einfach mehr als ähnlich.
Auch anderweitig gibt es natürlich Anspielungen. So spielt Speed Way z.B. auch mal in einem Club namens "The Doors" oder ein schwuler Mick Jagger Versatz taucht im Imbiss auf.
Als großer Antagonist des Films fungiert Iwamoto, der das genau Gegenteil unseres Protagonisten Nakajima ist. Iwamotos Überlebensstrategie ist Anpassung. In der Rockwelle ist er mit seiner Band GOD ganz vorne mit dabei. Später wechselt er dann z.B. zur Rapmusik und schließlich wird er Moderator einer Musiksendung. Er hat zwar Pläne mal wieder selber Musik zu machen, aber das daraus nichts wird offenbart sich dem Zuschauer ohne ein Wort dazu. Am Ende ist es dann freilich auch Nakajima, der sich mit seiner ehrlichen Art durchsetzt. Zwar verliert Speed Way seinen Plattenvertrag und Johnny wird von einem Fan niedergestochen und muss vorerst aus der Band ausscheiden, doch sie machen einfach zu dritt weiter und legen einen denkwürdigen TV-Auftritt hin. Der ist dann auch klar das Highlight des Films, denn in ihm obsiegt endgültig der "Spirit of Rock" gegenüber dem Kommerz.
Dementsprechend wird er natürlich auch zelebriert, mit Zeitlupenauftritt der Band und allem drum und dran. Ihr großes Ziel, "If Led Zeppelin is Godzilla, we have to become Mecha-Godzilla!", konnte die Band damit zwar nicht verwirklichen, aber sie sind sich treu geblieben und können von ihrer Musik leben. Und auch die Liebesgeschichte bekommt einen guten, wenn auch leicht wehmütigen, Schluss verpasst.
Somit haben wir das herbeigesehnte Happy End und die Message des Films ist perfekt abgeschlossen. Stay real!
Vielleicht nicht unbedingt die realistischste Sicht der Dinge. Sogar eher ziemlich idealisiert. Aber wie sagt schon Nakajimas Freundin auf diese Frage hin zu ihm, es ist das Ideal nach dem man streben soll. Sicher wird man es nicht erreichen und vielleicht wird man sogar völlig scheitern, aber es ist das beste aller Ziele.
"Iden & Tity" ist so ein Ideal. Vielleicht nicht unbedingt eine realistische Geschichte, aber eine schöne. Zumindest für jeden Rockfan.
Und noch etwas ist der Film. Eine Verbeugung vor Bob Dylan. Er stellt, in Form des Geistes, das Idealbild des Musikers da und wird so vom Film auf einen fast gottgleichen Standpunkt gehoben. Ob das diesem Mann, dem vom Rolling Stone Magazin mit "Like a rolling Stone" und "Blonde On Blonde" der beste Song und das beste Album aller Zeiten bescheinigt wurden, dieser Status gerecht wird mag jeder selbst entscheiden.
Ersteres ist dann passender weise auch gleich der Creditssong.
Aber auch abseits ist die Musik im Film bemerkenswert. Nicht nur die fremden Stücke, nein gerade auch die Stücke der "Filmband" sind echt gut. Da zeigt sich welch weise Entscheidung es war Profimusiker für die Besetzung zu nehmen.
Überhaupt braucht sich der Film auch abseits der Story nicht zu verstecken. Taguchi legt dafür, das es seine erste Regiearbeit ist, eine beeindruckende Leistung hin. Vielleicht macht sich hier die Arbeit mit den Szenegrößen bemerkbar, die er schon absolviert hat. Er schafft es jedenfalls ein ums andere mal die benötigte Stimmung perfekt in die Bilder einzufangen und selbst etwas Surrealismus streut er ein, wenn plötzlich die ganze Stadt nur noch von Bob Dylans bevölkert scheint, dessen Abgang am Ende des Films nicht zu vergessen.
Aber auch andere Standartszenen wie "Freundin steht im Publikum und plötzlich sind nur noch sie und Band da" beherrscht Taguchi und kann es solide umsetzten.
So gibt's für mich eigentlich nicht wirklich etwas zu meckern.
Vielleicht das der Film etwas pathetisch ist und der Rock zu idealisiert wird, aber scheiß drauf. Es ist ein Rockfilm!
Ein Film über Rock und eine Liebeserklärung an den Rock.
Wer Rock nicht mag wird mit dem Film eh nichts anfangen können.
Dazu ist er auch noch ein leicht satirischer Blick aufs Musikbusiness und Kommerzmusik und eine kleine Abrechnung eben damit.
Mir hat der Film jedenfalls sehr gefallen und ich kann ihn nur empfehlen.
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