Seit dem tragischen Tod ihrer Mutter waren die beiden Schwestern Su-mi und Su-yeon in einer Heilanstalt untergebracht, während ihr Vater mit seiner neuen Frau allein in einem abgelegenen Haus an einem See wohnte. Nun sollen die beiden Mädchen endlich zur Familie zurückkehren, doch kaum sind sie im Haus angekommen, schlägt die Stimmung um und sie geraten sofort in Konflikt mit ihrer Stiefmutter.
Die scheint den beiden Mädchen gegenüber auch nicht gerade freundlich gesinnt zu sein, und besonders die jüngere Su-yeon muss unter ihren grausamen Bestrafungsmethoden leiden.
Doch die sind nur das kleinere Übel, denn schon in der ersten Nacht ereignen sich merkwürdige Dinge im Haus und mit der Zeit werden die mysteriösen Ereignisse und die Situation zwischen den Familienmitgliedern immer schlimmer.
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"A Tale of two Sisters" basiert sehr lose auf einer alten koreanischen Legende und vor Kim Ji-Woon versuchten sich bereits andere Regisseure an dem Stoff, was dem Film quasi zwei Vorgänger beschert.
Was dieser allerdings daraus macht, das wenig mit alt zu tun, ganz im Gegenteil. Bei "A Tale of two Sisters" dürfte sich jeder Asia-Horror-Fan sofort heimisch fühlen. Von der beunruhigenden Soundkulisse, mit vielen, tiefen, wummernden Bässen und erschreckenden Soundeffekten, über die immer wieder auftauchenden, nur kurz und undeutlich zu sehenden Schreck - Erscheinungen, bis hin zum typischen blassen Mädchen mit langen, verfilzten schwarzen Haaren vorm Gesicht, bietet "A Tale of two Sisters" alles was den modernen asiatischen Horrorfilm seit spätestens "The Ring" auszeichnet.
Die Story entpuppt sich dabei allerdings als überraschend komplex und gibt nur langsam ihre Geheimnisse preis. Um ehrlich zu sein, eigentlich tut sie das sogar nie. Wir werden zwar über viele Wendungen und falsche Fährten zu guter letzt doch noch zu einer scheinbaren Erklärung geführt, allerdings gestaltet sich das Ende als so verworren und auch Rückblickend bleiben noch so viele Fragen offen, dass ich für meinen Teil nicht wirklich eine befriedigende Erklärung zum Film abgeben kann. Ich könnte noch nicht einmal sagen ob nun wirklich übernatürlich Kräfte am Werk waren oder doch nur alles der Einbildung und psychischen Erkrankungen zugerechnet werden kann. Zwar scheint der Film zum Schluss eines von beiden als die richtige Variante aufzuzeigen, doch rückwirkend betrachtet lässt sich mit keinem von beiden wirklich alles erklären, so dass man dennoch vor unbeantworteten Fragen steht.
Das lädt natürlich dazu ein, den Film noch mal zu kucken und ich kann das auch nur jedem empfehlen, denn beim zweiten Mal sieht und bemerkt man auf jeden Fall mehr als beim ersten Mal.
Dennoch bleibt es dabei, das die Inszenierung des Geschichte dem geneigten Zuschauer, der schon den ein oder anderen neueren Horrorstreifen aus Fernost konsumiert hat, reichlich bekannt vorkommen dürfte.
Wer nun aber glaubt damit auf alles gefasst zu sein, auch der sei hiermit eines besseren belehrt. "A Tale of two Sisters" versteht es, trotzt altbekannter Zutaten, eine fertige Komposition abzuliefern die es immer wieder schafft einen in ihren Bann zu ziehen und auch für Horrorerfahrene den ein oder anderen Schreckmoment und Grusel zu bieten. Das gelingt einerseits durch das geschickte Aufgreifen klassischer Horrorszenarien, wie die langsam und quietschend aufgehende Tür, oder den unheimlichen Schrank im Kinderzimmer, und andererseits durch die exzellente Umsetzung eben dieser Szenen.
Allgemein ist der Film handwerklich topp, und von der Kameraführung, Bildkomposition, der Gestaltung der Räume, bis hin zu den Spezialeffekten gibt es eigentlich nichts zu meckern.
Auch die musikalische Untermalung steuert ihr übriges zur Atmosphäre bei, und über die, asia-typischen, guten Soundeffekte braucht man an dieser Stelle wohl nicht noch mal etwas sagen.
"A Tale of two Sisters" ist sicherlich nicht gerade der kreativste, aber dafür ein rundherum gut gelungener, Beitrag zum asiatischen Horrorfilm und dürfte Fans dieses Genres sicherlich nicht enttäuschen. Alle anderen seinen davor gewarnt, dass der Film entsprechend ruhig ist und mehr auf subtile Horrorelemente, denn auf blutige Effekte setzt. Zudem erfordert die doch ziemlich verworrene und komplizierte Geschichte einiges an Aufmerksamkeit und will mit- und durchdacht werden, weshalb "A Tale of two Sisters" auch nix für mal nebenbei ist.
Wer aber bereit ist dem Film Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, der kann eine kleine, feine Perle für sich entdecken.
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