Jeffrey ist ein Auftragskiller mit Ehre. Die Menschen die er umbringt haben es verdient, glaubt er, und unschuldige Opfer vermeidet er. Doch er gerät ins Wanken, als er bei einem Auftrag aus versehen die Barsängerin Jennie mit dem Mündungsfeuer seiner Waffe schwer verletzt. Fortan versucht er sich um die nun schwer sehbehinderte Frau zu kümmern. Um ihr eine teure Augenoperation in den USA zu ermöglichen nimmt er einen letzten Auftrag für 1,5 Millionen an.
Doch der Boss denkt nicht daran ihn einfach so ziehen zu lassen und beschließt Jeffreys tot. Außerdem hängt dem nun selbst gejagtem Killer auch die Polizei, allen voran der ehrgeizige Inspektor Li, im Nacken. Einen letzten Verbündeten glaubt Jeffrey in seinem alten Freund Sydney zu haben, der für ihn das Geld vom Boss holen soll.
Doch auch Jeffrey und Li kommen sich im Verlauf der Ermittlungen immer näher.
Li bewundert den moralischen Killer in gewisser Weise und muss sich dafür harsche Kritik von seinen Vorgesetzten anhören, die ihm am Ende sogar von dem Fall abziehen. Doch Li ermittelt auf eigene Faust weiter und als er, genauso wie Jeffrey, immer mehr in die Ecke gedrängt wird, schließen sich die schließlich zusammen und tragen ihr letztes großes Gefecht gemeinsam aus.
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"The Killer", ein Film aus der Rubrik wenn alles passt.
Tsui Hark, John Woo, Chow Yun-Fat, einfach genau das richtige Trio für HK-Action, dass einige der wohl besten Actionfilme aller Zeiten zu verantworten hat. Von "A better Tomorrow", über "Hard Boiled" bis eben diesen welchen "The Killer".
Inzwischen sind alle drei auch längst in Hollywood angekommen, aber an diese Klasse konnten sie dort, mit Ausnahme von John Woo mit seinem genialen "Face/Off", nicht mehr anknüpfen.
Doch wenden wir uns dem Film selber zu.
Was John Woo Filme vor ähnlich gearteter Action-Massenware immer ausgezeichnet hat sind für mich zwei elementare Merkmale. Das erste wäre die Gabe den Filmen eine fürs Actiongenre geradezu grandios dramatische Story mitzugeben, das zweite ein perfektes Gespür dafür wie sich Action/Gewalt aus höchstem ästhetischem Level darstellen lässt. Letzteres macht John Woo Filme dann auch nicht unbedingt zu Lieblingen des deutschen Jugendschutzes.
Aber kommen wir erst einmal zur Story.
Sicher ist das Ränkespiel zwischen dem Killer, dem Polizisten, der Sängerin, den Gangstern, der Polizei und dem undurchsichtigem Freund nicht grad der Weisheit letzter Schluss in Sachen Beziehungsdrama, aber für einen Action(!)film so ziemlich das non plus ultra des heraus hohl barem. Die Geschichte funktioniert einfach gut. Sowohl in Jeffrey, als auch in Li findet man sofort zwei sympathische Identifikationsfiguren, die verhindern das der Zuschauer sich all zu leicht für eine Seite festlegen und in ein allzu schwarz-weißes gut-böse-Schema verfällt. Zwischen den beiden steht mit Jennie die Beschützerinstinkt ansprechende weibliche Hauptfigur schlechthin und die jeweils beiden besten Freunde unserer Protagonisten sorgen mit ihren tragischen Rollen für den letzten Schliff am "emotional touch" des Films. Da kann auch der schon zu böse Gangsterboss, dem ich als einzigem im Film dank seiner doch zu übertriebenen Darstellung nicht so wirklich was abgewinnen konnte, nichts mehr kaputt machen. Dazu ist die Aufgebaute Atmosphäre viel zu dicht und mächtig.
Das Hauptaugenmerk liegt bei dem ganzen eh auf der langsam entstehenden Freundschaft zwischen Jeffrey und Li, die die beiden am Ende über alle scheinbar unüberwindbaren Hürden hinweg verbindet. Eine echte Männerfreundschaft heroischster Kameradschaft. Dabei liegt Woo besonders daran uns zu zeigen wie ähnlich die beiden sich, trotzt ihres völlig entgegenstehenden Lebensweges, sind. Das beschränkt er dabei dann auch durchaus nicht nur auf die Story sondern transportiert dieses Anliegen auch ins visuelle und zeigt uns beide Figuren immer wieder in den gleichen Szenen.
Wenn Jeffrey frustriert, weil ohne Geld, einsam im Abenddunkel am Meer sitzt, dann sitzt Li, frustriert darüber das man ihm den Fall entzogen hat, im Halbdunkel des verlassenen Büros.
Wenn Jeffreys Blick sich auf die Madonnenfigur in seiner Kirche wendet, so blickt Li auf eine Art chinesische Heiligenfigur in einem Schrein.
Eine weitere derartige Szene ist z.B. die Rettung der blinden Jennie vor einigen Vergewaltigern, nur das hier der Teil von Li leider der Schere zum Opfer gefallen ist, so das im fertigen Film nur noch Jeffrey Jennie retten darf.
Am Ende kommt dann freilich zusammen was zusammen gehört und nach dem beide ihren, bis dahin besten Freund (jeweils der Partner in der eigenen Organisation) verloren haben kämpfen sie beide Seite an Seite, in einer der furiosesten Actionsequenzen die je die Filmleinwand erhellt haben und die Stil prägend für eine ganze Ära wurden.
Schon den ganzen Film über zeigt uns Woo sein Arsenal an ästhetischen Darstellungsmöglichkeiten, von Zeitlupen über Freeze-Frames, ständige Perspektiven-Wechsel, schnelle Schnitte, tolle Sets, krasse Shootouts, zerschossene Trümmerlandschaften bis hin zu den obereleganten Tauben, die natürlich auf keinen Fall fehlen dürfen. Stilelemente die so wegweisend waren das sie inzwischen derartig oft kopiert und parodiert wurden, dass manche sich sogar fast schon totgelaufen haben. Und genau hier dürfte auch einer der Schwachpunkte (wenn man es überhaupt so nennen kann) des Films liegen. Wer "The Killer" heutzutage das erste Mal sieht wird mitunter nicht verstehen können was an dem Film so besonders sein soll. Geprägt von Matrix und Konsorten dürfte "The Killer" manchem heute eher ein unverständiges ganz nett entlocken, statt jauchzendem Beifall. Der auf Ehrung der Verdienten bedachte Cineast wird natürlich einwenden das noch keiner diese Elemente so geschickt und wirkungsvoll einsetzte wie Woo, aber eine gewisse zeitbedingte Ermüdung des Films lässt sich nicht ganz wegdiskutieren. Genauso wenig wie das der Schnitt hin und wieder schon einen etwas ruckeligen Eindruck macht, besonders in Verbindung mit den Freeze-Frames.
Aber genug geunkt. Eigentlich ficht "The Killer" nichts wirklich an. Der Film ist einfach der Hammer so wie er ist. Scheiß auf tot analysieren, "The Killer" ist ein perfekter Fan-sein-Film, bei dem man eventuelle Schwächen fast schon automatisch übersehen muss.
Viel zu genial ist alles, um es durch irgendetwas, sei es auch berechtigt, schlecht machen zu lassen. "The Killer" mag man einfach aus dem Bauch heraus. "The Killer" ist mit das beste was Action je zu bieten hatte, scheiß drauf bei welchem Western Woo was abgekuckt oder sich inspirieren lassen hat.
Aber eine Sache macht mir dann doch Kopf zerbrechen:
Diese Bergstraße außerhalb Hongkongs, auf der die Autoverfolgungsjagd spielt, ist das nicht dieselbe Bergstraße aus dem grandiosem Anfang von Jackie Chans "Police Story"?
Ihr wisst schon, wo er den Bus verfolgt?
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