Kaum eine Grenze der Welt gilt als so gefährlich und kritisch wie die zwischen Nord- und Südkorea.
Jeder kleinste Zwischenfall könnte hier theoretisch größte Folgen haben und dem angespannten Verhältnis der beiden Länder den letzten Todesstoß verleihen.
Dementsprechend heikel wird die Situation auch, als sich plötzlich genau an der Grenze ein Zwischenfall ereignet, dem 2 nordkoreanische Soldaten zum Opfer fallen und 2 weitere Soldaten (einer aus Nord- einer aus Südkorea) verwundet werden.
Der Norden spricht von einem heimtückischen Überfall auf einen Grenzposten, der Süden von einer heimlichen Entführung und einem Fluchtversuch.
Um neutral zu ermitteln wird die koreanischstämmige Schweizerin Sophie Jang an die Grenze geschickt, doch stößt sie bei den Beteiligten nur auf eine eiserne Mauer des Schweigens.
Doch schon bald wird klar, dass sich mehr hinter dem Vorfall verbirgt, als beide Seiten vermuten.
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Mit "JSA" widmet sich Regisseur Park Chan-wook einem, selbst in Südkorea eher heiklem Thema.
Seit dem Wegfall des "Eisernen Vorhangs" durch Deutschland, ist die Grenze zwischen Nord- und Südkorea wohl der letzte Ort auf der Welt wo sich Kommunismus und Kapitalismus derart unversöhnlich und ständig drohend gegenüber stehen.
Und genau diesen Ort hat man sich nun ausgesucht, um eine Geschichte von Versöhnung und Freundschaft, die sich über alle Systeme und Grenzen hinwegsetzt, zu erzählen.
Innerhalb seiner durchaus spannenden Kriminalgeschichte, schafft es Chan-wook ein schönes Plädoyer für Verbrüderung zu setzten, dass es klug vermeidet in irgendwelche Propaganda zu verfallen oder irgendeiner Seite irgendetwas anzulasten.
Natürlich fällt es den Beteiligten erst einmal schwer die in ihre Gehirne gepflanzten Vorurteile zu überwinden, doch zumindest in ihrer kleinen, geselligen Runde gelingt es ihnen gegenseitig den Menschen im Feind zu entdecken.
Das das ganze allerdings nicht auf Dauer gut gehen konnte, dass wussten wir als Zuschauer schon von Anfang an und so kommt es am Ende wie es kommen muss. Die Runde fliegt auf und der kurze Wimpernschlag der Freundschaft wird zermalmt unter der Macht und den Interessen der beiden unversöhnlichen Regime, so wie die Figürchen in der Gegenüberstellung der beiden Überlebenden des Vorfalls.
Am Ende ist wieder alles beim Alten, der Status Quo ist wieder hergestellt und alles kann "normal" weitergehen. Die "Balance of Fear" hält beide Seiten friedlich, aber auch getrennt von einander. Verhindert zwar den offen Kampf, aber eben auch jegliche Annäherung.
Zumindest der Fall wird am Ende gelöst, wenn auch nur inoffiziell.
So bleibt immerhin der Ermittlerin ein zumindest persönlicher Erfolg, auch wenn er sehr teuer erkauft ist.
Ob man das nun allerdings als Zeichen der Hoffnung auf Besserung werten kann?
Park Chan-wook hat auf jeden Fall großartige Arbeit geleistet.
Handwerklich sowieso ohne Fehl, bedarf auch der Inhalt keines Tadels.
Was will man mehr?
"JSA" ist sowohl intelligente Botschaft, als auch gute (spannende) Unterhaltung.
Funktioniert sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung und bevorteilt (genau wie in seiner Geschichte) keine von beiden.
Damit ist er auch einer der umgänglicheren Chan-wook Filme, und gut geeignet wenn man sich, grad auch als "Neuling", einen ersten Einblick ins koreanische Kino und/oder Schaffen von Chan-wook machen will.
Ich kann ihn jedenfalls nur empfehlen.
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