Die kleine Sachi und ihr Kater Cicero geraten beim Spielen zu Hause plötzlich in einen versteckten Spiegel in einer alten Kommode. Hinter dem Spiegel liegt eine seltsame Welt, durch die ein weißer Harlekin sie zu einem Zirkus führt.
Hier zeigt er ihnen 2 Geschichten.
Die erste handelt von einem Rennfahrer, der nun schon seit 10 Jahren ungeschlagener Meister im "Race Circus", einem futuristischen High-Speed-Oval-Rennen ist, und seinem seltsamen letzten Rennen, das keiner der Fahrer überlebt.
Die zweite Geschichte die der Harlekin ihnen zeigt erzählt von einer Baustelle in einem weit abgelegenen Sumpfgebiet irgendwo im Dschungel. Da es einen Putsch in dem Land gab und damit der Vertrag mit der Regierung aufgelöst wurde, schickt die Firmenzentrale einen jungen Angestellten zur Baustelle um die Arbeiten zu stoppen. Da das Gebiet so abgelegen ist, werden alle Aufgaben von Robotern erfüllt und nur der Bauleiter, der über alles wacht ist ein Mensch. Der ist allerdings seit dem Tag des Putsches verschwunden, und so arbeiten die Roboter immer weiter und weiter.
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Ende der 80er Jahre war eine recht kreative Zeit für Animes und besonders auch im Jahre 1987 entdeckten so einige Perlen das Licht der Welt: Robot Carnival, Twilight Q, Take the X Train und eben auch dieser "Manie Manie".
Fast alles Episodenfilme mit verschiedenen hochrangigen Regisseuren an Board. Bei "Manie Manie" wären das Yoshiaki Kawajiri, Rintaro und Katsuhiro Otomo.
Die Rahmengeschichte mit dem kleinen Mädchen und dem Zirkus, die die beiden anderen quasi einfasst, lieferte Rintaro. Eigentlich eine einfache kleine Geschichte, die aber durch die beeindruckende grafische Gestaltung zu faszinieren weiß. In recht surrealistischer Manier erzählt er den Weg des kleinen Mädchens, durch den verzauberten Spiegel in eine seltsame Welt und den dort gastierenden Zirkus. Das geht schon los im Haus des Mädchens, wo sie mit ihrem Kater verstecken spielt. Diese Szenen in denen einzelne Bewegungen besonders hervorgehoben werden, teils noch extra in Zeitlupe, sind einfach toll. Ob nun das Schneiden der Mutter, das auf und zu drehen des Lippenstiftes oder das drohend schwingende Pendel der Uhr. Zusammen mit der düsteren Umgebung des Hauses schafft das eine sehr spannende und gruselige Stimmung. In der "Welt hinter dem Spiegel" wird es dann völlig unwirklich. Wir begeleiten Sachi durch enge, von hohen Mauern und Zäunen abgegrenzte, Gassen, vorbei an geisterhaften Gestalten, Holzaufsteller-Menschen die zu einer bedrohlich, alles bedeckenden Schwärze zerfließenden, einer grauenerregenden Straßenbahn und einer seltsam springenden Prozession. Bis dann endlich der Einmarsch des Zirkus kommt, auch riesigen Stelzenbein-Tieren wie bei Dali. Endlich im Zirkus angekommen folgen die beiden weiteren Geschichten, die doch um einiges klarer sind.
Die erste ist "Der fahrende Mann" von Yoshiaki Kawajiri. Eine Mysterie-Sci-Fi-Racing Story rund um den ungeschlagenen "Race Circus" Champion Zack Hugh sein letztes rennen und einen Reporter der darüber berichten soll. Zack Hugh scheint dabei über fast schon übermenschliche Kräfte zu verfügen. Eine Art sechster Sinn, der ihn genau eingibt was er auf der Strecke zu tun hat. Doch die enorme Belastung fordert ihren Preis und während seine Kraft sich zu intensivieren scheint, verfällt Zack psychisch immer mehr und verliert die Kontrolle. Leider verpasst man es etwas eine emotionale Bindung zu dem Schicksal des Rennfahrers aufzubauen, was diese Episode etwas verpuffen lässt. Zumal auch die Rennszenen nicht wirklich so fesselnd oder atemraubend sind. Der Film bietet einfach keine rechte Sympathiefigur an durch die man Zugang zu ihm erhält, man betrachtet das ganze doch recht kühl.
Optisch gibs hingegen nix zu meckern. Die Charadesigns erinnern zwar eher etwas an amerikanische Comics (besonders der Reporter hat doch was von Clark Kent), aber sind durchweg gut und auch Zeichnungen und Animationen sind auf einem soliden Level. Man lässt es aber auch ruhiger angehen und wagt nicht so viele visuelle Spielereien und Experimente wie in der Rahmenepisode.
Mittelgeschichte Nummer zwei ist "Der Baustopp-Befehl" vom Katsuhiro Otomo.
Diese Geschichte ist die interessanteste des Films. Einfach das Szenario einer völlig von Robotern betriebenen Baustelle, die, als die Arbeit gestoppt werden sollen, meutern und den menschlichen Bauleiter gefangen nehmen um die Arbeit weiter am Laufen zu halten, ist sehr interessant. Vor allem die ohmacht des einzigen Menschen auf der Baustelle, den kalten emotionslosen Maschinen gegenüber ist es, die viel von der grotesk-lustigen Stimmung dieses Filmes ausmacht. Wenn er verzweifelt versucht mit dem Vorarbeiterroboter zu diskutieren, der aber überhaupt nicht darauf eingehen kann, weil er nur sein defektes Programm abspult. Stattdessen zwingt er den Bauleiter selbst präzise wie eine Maschine jeden Tag aufs neue seinen Plan abzuarbeiten. Der steht dem ganz völlig hilflos gegenüber und selbst als ihnen das Essen ausgeht und er stattdessen Maschinenteile vorgesetzt bekommt, kann er nichts tun. So verfallen beide immer mehr, sowohl Bauleiter als auch Baustelle, was nicht nur die Hilflosigkeit des Menschen gegenüber der außer Kontrolle geratenen Maschine zeigt, sondern auch das die Maschinen es auf sich allein gestellt nicht schaffen können. Ihnen fehlt einfach die Kreativität und die Einschätzungsgabe, sie folgen nur stur ihrem Plan ohne Rücksicht auf Veränderungen zu nehmen.
Am Ende verwandelt sich die Baustelle in einen einzigen großen Techno-Alptraum in dem der Bauleiter auf der Sucher nach einer Möglichkeit ist die Maschinen zu stoppen.
Das alles wird in schöne Bilder gepackt, die ganz im typischen Otomo-Stiel liegen. Er hat ja einen Faible für gigantische Maschinerien und Zerstörungsszenarien. Bei ersterem kann er sich auf der Baustelle zur Genüge austoben, zweiteres kommt vor allem zu Beginn zu tragen, wenn wir den Bauleiter auf den Weg zur Baustelle begeleiten. Der führt vorbei an jeder Menge versumpfter Zivilisation. Ampeln und Verkehrschilder die aus dem Morast ragen, riesige Gebäude, leer und vom Dschungel inzwischen durchwuchert.
Die Zeichnungen und Animationen sind durchweg, wie bei Otomo nicht anders zu erwarten, gut und aufwendig gemacht. Im Vergleich zur Rahmenepisode aber auch eher traditionell. Allerdings geht man grad zum Ende hin hier auch etwas surrealere Wege.
Und damit endet die Vorstelllugen. Zum Abschluss gibt es noch einmal eine Parade und ein schönes Feuerwerk.
Bleibt mir nur noch zu sagen, dass "Manie Manie" wirklich sehenswert ist. Am besten gefallen hat mir die Episode von Otomo, wegen der interessanten Story. Rintaro hat vor allem visuell überzeugt und die Episode um den Rennfahrer war eher mittelprächtig. Im Großen und Ganzen aber ein sehr guter Film.
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