Mit "Nightmare Detectiv" legt Regisseur Shinya Tsukamoto seinen bisher sicherlich massenkompatibelsten Film vor.
So beginnt die Geschichte eigentlich wie ein reinrassiger Asia-Geister-Horror und ich muss ehrlich sagen ich war schon fast etwas enttäuscht außer einigen typischen Aufnahmen der kalten Betonschönheit japanischer Großstädte kaum das Gefühl zu haben hier einen Tsukamoto zu sehen.
Mit fortschreitender Laufzeit ändert sich das aber erfreulicher Weise immer stärker und während natürlich auch immer noch die Horrorelemente eine Rolle spielen treten die klassischen Themen wie die Entfremdung von der Natur in einem Land das glaubt selbige mit genug Beton überall in ihre Schranken weisen zu können und das Erlebnis menschlicher Körper im extremsten Sinne immer mehr zum tragen. Angereichert hier auch um die Entfremdung des Japaners zu sich selbst, den unterdrückten Gefühlen und verdrängten und nie aufgearbeiteten Traumata, die bei Tsukamoto hier treibende Ursache hinter dem vielfachen Todeswunsch ist.
So entwickelt sich die anfängliche Horrorgeschichte rund um den unsichtbaren, Blut trinkenden Geist der die Selbstmörder verfolgt und tötet mehr und mehr zu einem Psycho-Horror und dem Kampf zweier gequälter Seelen die jeweils unterschiedlich aus ihrem ganz persönlichem Trauma aufwachen wollen, der eine durch Abkanzelung und dem Wunsch anderen zu Helfen der andere durch Wut und Gewalt. Zwischen beiden dann die junge Polizistin, natürlich ebenfalls seelisch belastet und von Alpträumen geplagt, die nicht so recht Weis ob sie nun noch näher am Leben oder schon näher am Tod steht.
Zusammen ergibt das dann am Ende eine doch etwas seltsame Mischung von der er ich mir vorstellen kann dass sie wenige Leute wirklich zufrieden stellen wird.
Auch ich bin ja hin und her gerissen zwischen der ersten Hälfte des Films, die für mich unter eher mittelmäßigem Asia-Horror läuft und der zweiten in der es dann deutlich surrealer und psychologischer wird.
Dieser Bruch spiegelt sich dann natürlich auch in den Kommentaren zum film wieder. Viele alte Tsukamoto Fans sagen er sei schon zu kommerziell, die Horrorfreunde ereifern sich hingegen über das abgehobene und bekloppte Ende mit seinem Möchtegern-Anspruch.
Und ein kleines bisschen kann ich hier beide Seiten verstehen.
Trotzdem hab ich "Nightmare Detectiv" im Großen und Ganzen schon genossen.
Tsukamoto hat auch in diesem Film sein Händchen für starke Bilder wieder bewiesen, egal ob nun Beton oder Wasser, er hat immer noch eine kreative Einstellung eine überraschende Komposition auf Lager. Nur die wackelige Handkamera nutzt er mit etwas zu oft. Sorgt sie in den schnellen Horrorszenen für gute Atmosphäre fällt sie in ruhigen Szenen wie dem Meeting im Polizeigebäude schon eher störend auf.
Aber das ändert nichts daran dass der Film optisch trotzdem ein Highlight ist.
Und auch die Horrorelemente funktionieren für sich meist ganz gut. Die rasende Gewalt des Monsters und die Szene wo Keiko sich selbst einschließt sind toll.
Nur hapert es halt daran das alles unter einen Hut zu bringen.
Am Ende steht für mich jedenfalls das Fazit das "Nightmare Detectiv" optisch topp, inhaltlich aber recht durchwachsen ist. Empfehlen würde ich ihn aber jedem Tsukamoto Fan trotzdem noch, denn zum Ende hin ist er wirklich gut und bietet auch all das was man so an typischen Elementen erwartet.
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