Basierend auf einem sehr populären Manga liefert Isao Takahata, der Mann für die etwas leiseren Töne beim Studio Ghibli, mit "Meine Nachbarn die Yamadas" einen oft satirischen, dennoch immer liebevollen Blick auf das japanische Alltagsleben der Durchschnittsfamilie ab und erzählt viele kurze Episoden aus deren turbulenten Leben, die oft durch Haikus abgeschlossen werden.
Dabei bleibt er meist bodenständig, wird hin und wieder sogar etwas ernst, wie wenn Vater Yamada nach einer unangenehmen Konfrontation mit einigen jungen Motorradfahrern geknickt allein im nächtlichen Park sitzt und davon träumt für seine Familie der Superheld sein zu können, der sie vor jeder Gefahr beschützt. Meist sehen wir aber eher lustige Anekdoten aus dem Alltagsleben, Streit ums Abendessen, Eltern-Kind Zwistigkeiten, peinliche Fauxpas bei Hochzeitsansprachen, die allgemeine Vergesslichkeit oder der großartige Kampf um das TV-Programm.
Und dann sind da noch die Momente in denen der Film völlig aus seinen eher realistischen Szenarien ausbricht und der Phantasie freien Lauf lässt.
Da springen Herr und Frau Yamada zusammen auf den Hochzeitsbob und rasen in ihre gemeinsame Zukunft oder fliegen mit Regenschirmen über die Stadt. Auch klassischem Sagenstoffs bedient man sich hier und lässt die Eltern ihren Sohn z. B. in einem riesigen Pfirsich auf dem Fluss finden (Momotaro).
In diesen Momenten kann "Meine Nachbarn die Yamadas" seinen ganzen Zauber entfalten und beweist das es keinesfalls eine "bitterböse Abrechnung" mit der japanischen Familie/dem Alltag ist (wie man es manchmal leider ließt), sondern das es, auch in den satirischen Momenten, den Blick immer mit Liebe auf unsere kleine Familie richtet und das, trotz Streit und allen Widrigkeiten, die Yamadas einfach eine glückliche Familie sind.
So wird der gesamte Film, selbst in den etwas wehmütigeren Szenen, von einer angenehmen Leichtigkeit getragen, die man allerdings nicht mit Seichtheit verwechseln sollte (wie das leider auch einige tun), sondern die einen einfach nur mit einem guten Gefühl durch den gesamten Film trägt, ohne das gezeigte dabei banal werden zu lassen.
Unterstützt wird das freilich auch durch die stets hellen, pastellfarbigen Bilder mit ihrem sehr einfachen, detailarmen Zeichenstil, der sie gern auch mal zu den rändern, ganz comicgemäß, bis ins weiß des Papiers ausbleichen lässt.
Doch auch wen er auf den ersten Blick einfach wirkt, der Stil packt einen ziemlich schnell und in der Bewegung kann er dann auch mehr als genug zeigen was doch so alles in ihm steckt.
Man hätte es vom großen Namen Ghibli wohl auch kaum erwartet, das hier nicht ordentlich aufgefahren wird.
Nun fällt es allerdings ohne Kenntnis des Mangas schwer wirklich zu beurteilen wem hier wie viel Lob gebührt und wer genau was am Ende zu diesem Film beigesteuert hat.
Hat Takahata einfach nur die stehenden Bilder des Mangas in Bewegung versetzt oder hat er daraus etwas Neues geschaffen? Ich weiß es nicht.
Wessen Hirn die großartigen Bilder dieses Films nun wirklich entsprungen sind, ich kann es nicht sagen.
Fest steht aber, das Takahata für diesen Blick aufs Alltagsleben sicher nicht die falsche Wahl war und das die Thematik auch mit seinen sonstigen Film, die ja im Gegensatz zu den Fantasie-Meisterstücken seines Freundes Miyazaki immer bodenständiger waren, deutlich harmoniert.
Ist aber eigentlich doch auch egal, Hauptsache der Film ist toll und eine richtige Gute-Laune Unterhaltung, besonders wenn man eh gerade in familiärer Stimmung ist.
Zwar muss man für manche Details sicher ein paar rudimentäre Kenntnisse der japanischen Kultur mitbringen, aber auch darüber hinaus gibt es unzählige Begebenheiten die innerhalb des Kosmos Familie universell genug sind um auch jedem westlichen Zuschauer sofort ein Aha-Gefühl zu bescheren. Also nur zu empfehlen.
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