Es gibt Filme, die haben einfach alles.
Ein bisschen Bibel und andere Religionen, Mönche mit übernatürlichen Fähigkeiten, Nostradamus, eine verschollene Superkultur, KGB und CIA, den Enkel von Rasputin, Auftragskiller mit Katana, versunkene Tempel in Vulkankratern, eine seit 26 Millionen Jahren im verborgenen lebende Rasse von Monstern die die Welt beherrschen wollen, mysteriöse Todesterne namens Nemesis und Gott der in einem UFO wohnt. Was braucht man mehr?
Klingt etwas gigantomanisch findet ihr?
Da habt ihr vielleicht nicht ganz unrecht, denn der Hang alles ein bisschen größer, spektakulärer und noch nie dagewesener zu machen ist bei "Crystal Triangle" in der Tat latent vorhanden. Nur was wenn man keine Ahnung hat wie man all das auch nur halbwegs sinnvoll in einen knapp 90minütigen Film packen soll...
Tja wie sich zeigt schwankt das Ergebnis gefährlich zwischen brauchbarer Trash-Unterhaltung und kaum noch wegzugähnender Langeweile. Unterhaltsam sind die Teile, vor allem Beginn und Ende, in denen der Film vor allem auf Action setzt. So gerät unser Held in den ersten 15 Minuten von einem Terroristenhinterhalt in einer Ruine, zu einer wilden Verfolgungsjagd mit Raketenwerfer, die von einem Kampfjet beendet wird, worauf er sich kurz mit seiner weiblichen Begleitung vergnügt, dann schnell zum Flughafen rasen und sich auf der Startbahn quer vors Flugzeug stellen muss, nur um in eben jenem dann wieder auf Terroristen zu stoßen, die aber von seiner Begleiterin um geballert werden, die leider dabei auch das Flugzeug beschädigt, welches abstürzt und auf dem Meer treibt, wo ein U-Boot auftaucht und in der nächsten Szene stolpert unser Held auch schon in seine Wohnung, in der seine Studenten gerade eine Trauerfeier für ihn abhalten, und weiß nicht mehr so recht was nun seit dem Flugzeugabsturz überhaupt passiert ist.
Grandios oder?
Nicht der Rede wert das sämtliche Mysterien die dies offen lässt auch im weiteren Verlauf der Handlung keineswegs erklärt werden. Warum auch, kümmert auch keine der Figuren im geringsten.
Die haben aber auch wirklich mit anderen Sachen zu kämpfen, wie plötzlich auftauchenden Figuren, die scheinbar jeder außer dem Zuschauer schon bestens kennt, plötzlichen Erkenntnissen über Superkräfte die man besitzt und von denen bisher nie die Rede war und ähnlichen kleinen Überraschungen wie sie ein guter Film für sein Publikum stets bereit hält. So etwas nennt man dann wohl einen gelungenen Plottwist.
Damit das ganze aber nicht vollends an Boden verliert hat man zur Beruhigung des Zuschauers dann doch noch die ein oder andere fundierte Erklärung parat, z. B. was das auftauchen des bösen Sterns Nemesis alle 26 Millionen Jahre angeht. Da kommt es doch passend das es sowieso alle 26 Millionen Jahre ein mysteriöses Schwanken in der Zahl der Lebewesen auf der Erde gibt, eine Tatsache über die sich übrigens sowohl die moderne Wissenschaft als auch die alten Überlieferungen völlig einig sind. Gut zu wissen!
So bewegt sich also alles, durch die lange Öde der Filmmitte, auf das große Finale hin, in dem sich russische und US Streitkräfte schließlich in Hokkaido gegenüber stehen, in der Mitte eine Art große UFO indem Gott, der scheinbar eine Art grüne Fötusmade mit hochgepitchter Stimme zu sein scheint, nur darauf wartet seine wichtige Botschaft den Menschen zu übermitteln. Doch erst einmal muss noch der Anführer der bösen Monster besiegt werden, der scheinbar ein alter buddhistischer Mönch ist(???) und überhaupt, woher kommen die Monster und warum haben sie sich 26 Millionen Jahre versteckt??? Man weiß es nicht.
Gott jedenfalls stirbt leider am Ende, weil die ollen Kampfjetpiloten es massenhaft fertig bringen ihre abstürzenden Flugzeuge zielsicher auf sein UFO zu lenken. Warum allerdings die Bodentruppen nur dumm dastehen während über ihnen der Luftkampf tobt weiß ich auch nicht.
Dafür spricht mir unsere Hauptfigur, dem am Ende die Weisheit der erlauchten Worte zu teil wird und auf dessen Schultern fortan, wie vor ihm bei Moses und Jesus (nicht meine Worte sondern die des Films!), nichts weniger als das Schicksal der Welt liegt, mehrmals aus der Seele wenn er bekennt: "Du bist von der CIA? Man das wird wirklich zum Klischee hier!" oder "Erst Cia und KGB Agenten und nun ein Haufen anachronistischer Mönche. Ich kann‘s nicht glauben."
Ist das jetzt Zufall oder hatte man im Produktionsteam doch soviel Selbstironie?
Na ja, zumindest bei den Zeichnungen und Animationen muss man sich nicht all zu sehr verstecken, die sind nämlich die meiste Zeit recht durchschnittlich für eine 87er OVA, manchmal auch etwas unterdurchschnittlich, dafür aber gerade im Bereich der Animationen in wenigen Szenen sogar auf der Höhe der Zeit.
So bekommt "Crystal Triangle", dank des unterhaltsamen Trashbonus, eine milde 5 von 10, auch wenn der Film im Grunde eine Beispielvorführung dafür ist, was man so alles bei einem Anime falsch machen kann. (und dabei sind Animes schon ein Genre in dem man viele Freiheiten hat)
Aber beenden wir diesen Text mit einem abschließenden, weiteren Zitat, diese mal von Rasputins Enkel (der übrigens Chefarchäologe beim KGB ist):
"Oh Großvater Rasputin, wenn du das nur sehen könntest. Es brauchte nur einen einzigen Moment und der Mystizismus hat über den Rationalismus triumphiert."
In diesem Sinne...
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