Sachiko und Ichiro sind ein junges Paar zur Zeit der ausklingenden Studentenunruhen Japans. Sie selbst sind nicht weiter politisch interessiert, verbringen ihre Zeit lieber daheim miteinander und versuchen beruflich und auch im Leben Fuß zu fassen.
Er möchte gern Mangaka werden, stößt bei den Verlagen aber auf wenig Gegenliebe, sie arbeitet in verschiedenen Stellen und unterstützt ihn zeitweise beim zeichnen. Ihre Familie versucht derweil eine Ehe für sie zu arrangieren, sie aber verweigert sich und möchte lieber Ichiro heiraten, der sich auf diesem Auge aber lieber blind stellt.
So straucheln die beiden durch berufliche und persönliche Rückschläge, sind sich manchmal sehr nah und treiben dabei doch immer weiter auseinander, bis es schließlich zum Bruch in der Beziehung kommt.
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Mit "Red Colored Elegy" erzählt Mangaka Seiichi Hayashi die Geschichte eines jungen Paares und dem Scheitern ihrer Beziehung, so oder so ähnlich lässt sich der Inhalt dieses Mangas wohl rein story-technisch zusammenfassen. Gerecht wird man ihm damit allerdings nicht, den eine bloße Zusammenfassung der Geschichte kann nicht ausdrücken worum es in diesem Werk wirklich geht.
Man darf sich "Red Colored Elegy" nicht wie eine klassische Geschichte vorstellen, es ist mehr wie eine Sammlung stark verfremdeter Ausschnitte daraus.
Es sind immer neue, kurze Szenen aus dem Leben der beiden Figuren, angereichert mit jeder Menge Symbolik und Traumsequenzen die sich nahtlos ins Geschehen einfügen und es dem Leser teils recht schwer machen zwischen Wirklichkeit und Vorstellung der Figuren zu unterscheiden. Generell lässt sich der Geschichte in ihrer Sprunghaftigkeit und ihren nur kurzen Anrissen schwer folgen. Hayashi liegt sichtlich weniger daran diese nachvollziehbar zu erzählen, als viel mehr bestimmte Stimmungen und Situationen einzufangen und stimmige grafische Pendants dazu zu finden.
Dementsprechend eigen ist auch seine Bildsprache und sein Zeichenstil.
Meist beschränkt er sich auf sehr einfache Figuren und oftmals leere Hintergründe, dazwischen kommen dann aber auch aufwendige Panels die aussehen wie getuschte Fotos. Einerseits verzichtet er über weite Teile auf die Darstellung von Gesichtern (und damit vor allem der Emotionen transportierenden Mimik), lässt diese im Schatten liegen, lässt sie einfach weiß, dann kommen plötzlich kurze Bildstrecken in denen hauptsächlich auf ein Gesicht und dessen Ausdruck eingegangen wird.
Generell werden in dem einfachen Zeichenstil immer wieder einzelne Dinge plötzlich besonders hervorgehoben, die für die jeweilige Szene dann eine besondere symbolische Bedeutung haben sollen. Wobei ich sagen muss, manchmal kann ich dem gut folgen, genau so oft ergibt es für mich aber auch keinen tieferen Sinn bzw. Selbiger bleibt mir wohl verschlossen.
So ist auch der gesamte Manga für mich ein holpriges auf und ab, einerseits durchaus interessant, mit einer ungewöhnlichen Bildsprache und sehr stimmungsvollen Szenen, andererseits aber oft auch einfach anstrengend und undurchschaubar bleibend.
Auf jeden Fall hat Seiichi Hayashi damit nicht nur bei mir, sondern auch in seinem Heimatland bei der Veröffentlichung 1971 bleibenden Eindruck hinterlassen. So mancher heutige Mangaka zählt ihn zu seinen Vorbildern, ein berühmter Musiker hat ein Lied dazu geschrieben und zu guter letzt konnte Multitalent Hayashi (neben Mangaka ist er u. a. auch Regisseur und Illustrator) über dreißig Jahre später, genauer 2007, auch ein OVA dazu produzieren.
Der Manga "Red Colored Elegy" bleibt für mich aber wohl vor allem auch ein Produkt seiner Zeit. Einer Zeit Ende der 60er Anfang der 70er, die für Japan gar nicht so unähnlich aussah wie für die BRD, mit einem erlebten Wirtschaftswunder nach dem Krieg und gerade stattgefundenen Studentenprotesten gegen Vietnam, die USA und generell das Establishment der Eltern. Eine Zeit der großen Erwartungen der jungen Generation, die sich aber schon bald wieder ernüchterten.
"Red Colored Elegy" ist wohl auch ein ordentliches Stück Ausdruck des damaligen Lebensgefühls, das sich so im Nachhinein schwer nachvollziehen lässt.
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