Das Thema Erdbeben und seine eventuellen Folgen hat in, auf diesem Gebiet stark gebeutelten, Japan ja immer eine besondere Rolle, es gibt jährliche Übungen, Simulatoren und die wohl fortschrittlichste Technik zum Thema Schutz vor Erdbeben überhaupt, und so wundert es nicht das auch in Film und Literatur dieses Thema immer wieder eine zentrale Rolle spielt.
Auch im Bereich der Anime, wie z. B. 1997er Aufarbeitung des schweren Kobe-Bebens 1995 Chikyuu Ga Ugoita Hi, und nun also erneut, allerdings nicht in Form der Nachbetrachtung eines tatsächlich stattgefundenen Ereignisses, sondern als Ausblick auf eine mögliche Zukunft.
In dieser ereignet sich das schwerste Erdbeben das in Japan bisher registriert wurde, 8.0 auf der Skala, und ausgerechnet auch noch direkt vor den Ufern der größten Metropole, Tokyo.
Dabei dauert das Beben an sich keine 2 Folgen in dieser 11 Folgen umfassenden Serie, danach geht es an die schwierige Zeit danach. Fürs erste haben scheinbar alle überlebt. Zumindest bleibt der Fokus der Geschichte auf den Überlebenden.
Schlimme Bilder von Toten sieht man überhaupt nicht, nur zerstörte Umgebung oder kurze Abrisse von Trauernden. Allgemein zeichnet man kein Umfassendes Bild dieses Schreckensszenarios, sondern erzählt Auswirkungen und Folgen anhand der ganz persönlichen Odyssee dreier Hauptfiguren, zweier Geschwister und einer jungen Frau die ihnen hilft, da sie alle in der selben Ecke Tokyos wohnen und alle zurück nach Hause wollen.
Dabei überrascht es wie, ja geradezu abenteuerlich sich das Ganze zu Beginn noch gestaltet. Regelrecht Actionfilm-reif werden gefährlichste Situationen gemeistert, über kaputte Treppenabsätze gesprungen und ähnliches.
Zwar macht sich auch hier schon eine gewisse Lethargie breit, ein lähmendes Nachwirkung der großen Katastrophe, aber das erleben wir nur am Rande. Unsere Protagonisten wirken vor allem durch den ständigen Antrieb der, in dieser Situation besonders stark auftretenden, Mari immer noch als Herr der Lage. Erst langsam schimmert die grausame und unberechenbare Hand des Schicksals durch, wenn der Zufall auf welches Evakuierungsboot man gelangt plötzlich über Leben und Tod entscheidet.
Langsam nimmt die Geschichte und vor allem das Drama nun immer weiter Fahrt auf.
Die Reise quer durch das zerstörte Herz der Nation fördert langsam grausame Schicksale zu Tage, man trifft sowohl Bekannte als auch Fremde die viel, sehr viel verloren haben und parallel dazu steigert sich die Angst um die eigenen Angehörigen und Freunde, von denen man nicht weiß wie es ihnen geht.
Gerüchte machen die Runde, Nachrichten berichten erste Zahlen von Toten und Verletzten, von großen Bränden und dann natürlich die ständigen Nachbeben die einen nicht zur Ruhe kommen lassen, einen immer wieder zum 0-Punkt der Katastrophe zurückreißen wenn man gerade ein paar Schritte vorwärts geschafft hat.
Natürlich gibt es auch Lichtblicke, Menschen die völlig selbstlos helfen, Momente die trotz aller Schrecken gerade für den jüngsten im Bunde Aufregung und Abenteuer bedeuten, aber die Fahrt geht doch merklich abwärts bis zur großen persönlichen Katastrophe unserer drei, bis dahin äußerst tapferen, Protagonisten, die sichtlich über sich hinaus gewachsen sind und dafür am Ende doch nicht belohnt werden. Die Katastrophe ist leider nicht "fair".
So wird es zum Ende richtig, richtig emotional.
Vergessen sind jegliche abenteuerlichen Anwandlungen die die Serie zu Beginn noch hatte, stattdessen gibt es Psychospielchen mit dem Zuschauer, der über das Schicksal der Figuren erst einmal im Unklaren gehalten wird, Traum, Wahn und Realität vermischen sich, nur kleine Gesten und Szenen weißen den Weg zur Wahrheit, bis schließlich aus der schlimmen Vermutung Gewissheit wird.
Zartere Gemüter und Menschen die sich von gut gemachtem Drama immer leicht packen lassen sollten die letzten paar Episoden auf jeden Fall genug Taschentücher griffbereit halten. Ich will mich durchaus dazu hinreißen lassen sogar das große Die letzten Glühwürmchen als halbwegs passenden Vergleich heran zu ziehen.
Mit niedlichen kleinen Kindern lässt sich eben einfach am besten großes Gefühl provozieren.
Das ist manchmal durchaus verwerflich, manchmal aber auch nötig und besonders in einer Form wie hier, einer nicht realen, eines der besten Mittel um beim Zuschauer eine Auseinandersetzung mit dem Thema auch über das Ende das Filmes hinaus zu erreichen.
Natürlich soll "Tokyo Magnitude 8.0" dabei nicht nur deprimieren.
Man verpasst auch nicht Japans Errungenschaften im Bereich der Technik und Katastrophenschutz zu demonstrieren. Die Rettungsarbeiten laufen sofort und flüssig an, überall funktioniert alles ziemlich reibungslos, nur sterben eben trotzdem Menschen und kein noch so guter Plan kann daran etwas ändern.
So kann ich schlussendlich nur noch anmerken das "Tokyo Magnitude 8.0" für mich eine der mit Abstand besten Serien der letzten paar Jahre ist, eine Serie mit dem Mut nicht nur ein sehr ernstes Thema aufzugreifen, sondern auch schonungslos zu sein und den Zuschauer hart zu fordern.
Dazu kommt das man hier auch was optisch durchweg hochwertige Qualität liefert. Die Zeichnungen und vor allem die (Chara-)Designs sind Klasse und äußerst sympathisch, und auch die Animationen sind für eine TV-Serie durchweg auf gutem Niveau und der stimmungsvolle Lichteinsatz trägt in vielen Szenen sehr zu Atmosphäre bei.
Also, wer kann und will sollte hier unbedingt zugreifen bzw. zusehen, auch wenn es nicht immer leicht ist.
|