Japan, der 6. Dezember 1992.
Eine gigantische Explosion erschüttert Tokio und legt Großteile der Stadt in Schutt und Asche. Neun Stunden später beginnt der dritte Weltkrieg, denn im Rest der Welt wird vom missglückten Test einer neuen Superwaffe ausgegangen.
38 Jahre später, 2030, befindet sich die Welt im Wiederaufbau.
Tokio ist wieder zu einer Großstadt geworden, aber die Zustände sind desolat.
In weiten Teilen der Bevölkerung herrscht Armut und große Teile der Stadt liegen immer noch in Trümmern.
Nachts werden die verfallen Straßen von Motorradgangs beherrscht, desillusionierte Jugendlich aus den unteren Randschichten der Gesellschaft. Zwei von ihnen sind Kaneda und Tetsuo, Freunde seit ihren frühen Tagen im Kinderheim.
Doch alles verändert sich als sie eines Abends bei einer ihrer Ausfahrten auf einen verängstigten Jungen treffen der mitten über die Autobahn läuft und so Tetsuo zu einem Unfall provoziert. So plötzlich wie er erschien verschwindet der Kleine, der seltsamer Weise das Gesicht eines alten Mannes hat, allerdings auch wieder, aber es soll nicht das letzte Mal gewesen sein das beide ihn gesehen haben.
Plötzlich werden sie hineingezogen in einen Kampf der seit langem im Untergrund wütet. Eine Rebellengruppe kämpft gegen das Militär, das geheime Experimente mit übersinnlich begabten Kindern durchführt. Auch Tetsuo wird entführt und untersucht, während Kaneda die junge Widerstandskämpferin Kei kennen lernt und durch sie zu den Rebellen findet.
Am Ende eskaliert die Situation.
Es stellt sich heraus dass es keine Bombe war die vor 30 Jahren den großen Krieg ausgelöst hat, sondern eine noch viel Stärke Macht und Bedrohung und das diese immer noch existiert, weggesperrt und eingefroren irgendwo tief unter Neu-Tokio.
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Acht Jahre, von 1982 bis 1990, brauchte Katsuhiro Otomo um sein Mammutwerk "Akira" zu vollenden, eine Geschichte die bis heute m Westen zu den bekanntesten des japanischen Comic und Zeichentrick gehört. Nicht zu Letzt allerdings wohl auf Grund des 1988, parallel zu den letzten Kapiteln des Manga, entstandenen gleichnamigen Animes, der die Geschichte in gekürzter Form und leicht veränderten Hintergründen erzählt.
Da die meisten aber wohl eher den Film kennen werden ein paar Worte zum Unterschied. Ganz Grob lässt sich sagen dass der Film ungefähr die ersten drei Bände (beruhend auf der 6-Bändigen Carlsen-Ausgabe) des Manga umfasst und dann dort direkt das Ende anschließt. Im Manga hingegen ereignet sich nach dem ersten Aufeinandertreffen von Kaneda und Tetsuo im Stadion noch eine Art Bürgerkrieg, bei dem unter anderem die Akira-Sekte rund um die alte Priesterin, die im Anime nur am Rande auftaucht, eine zentrale Rolle spielt.
Wenn ich nun beides im direkten Vergleich betrachte muss ich allerdings sagen dass es keine schlechte Idee war den Film in genau dieser Stelle entsprechend zu kürzen.
Einerseits ließ es sich sicher so oder so nicht vermeiden, da der Manga ja selbst noch in Produktion war, andererseits sind die ersten 3 Bände aber auch der interessanteste Teil der Geschichte, was nicht heißen soll das später nichts tolles mehr passiert, aber ich muss doch sagen das sich in dem ganzen Kriegsszenario und ständigem Gekämpfe ein bisschen Eintönigkeit breit macht.
Der Charme der ursprünglichen Szenerie, den rebellischen Jugendlichen im Großstadtdschungel, wird ausgetauscht gegen ein Bürgerkriegsszenario in einer zerstörten Stadt voller hungernder Ausgebombter und Flüchtlinge, bewaffneten Milizen und militärischen Einsatztrupps. Das hat für mich nicht denselben Reiz.
Nichts desto trotz bleibt die Geschichte, vor allem Aufgrund der vielen Figuren, die ganze Zeit spannend und es kracht an allen Ecken und Enden.
Otomo ist ja ein Meister der groß angelegten Zerstörung und so ist es nicht verwunderlich das auch hier größte Bauchwerke in Trümmerfelder gesprengt und Hochhäuser reihenweise wie Streichhölzer umgeblasen werden. Fans von apokalyptischen Zerstörungsorgien kommen auf jeden Fall voll auf ihre Kosten.
Aber auch die ernsteren Töne der Geschichte bleiben immer erhalten. Die Suche nach Freundschaft, Zuneigung und Anerkennung unter den ausgestoßenen der Gesellschaft. Die Fragen nach Moral und Ethik riesiger, gesichtsloser Apparate wie dem Militär und seinen Menschenversuchen und natürlich die Frage nach der Verantwortung und dem Umgang mit der Vergangenheit.
Vielleicht ist es auch eigene Geschichtsbewältigung wenn Otomo den Plan die Altlast, die Schuld vor und aus dem letzten Krieg, irgendwo tief unter der Stadt zu begraben und mit aller Macht totzuschweigen derartig scheitern lässt.
Denn irgendwann bahnt sich das Unterdrückte seinen Weg, brechen die letzten Zeugen aus ihrem Gefängnis aus und Menschen die Spüren das etwas nicht stimmt schließen sich zusammen und kämpfen für Veränderung. In Akira endet all dies fast im Ende der Welt.
Wer sich Otomos Meilenstein stellen will hat also einiges vor sich.
Es lohnt sich aber auf jeden Fall, auch wenn sein eigenwilliger Zeichenstil, mit seinen oftmals recht ähnlich aussehenden Figuren, es einem auch nicht immer leicht macht.
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